Dienstag, 1. Mai 2018

Interview mit Liane Cornelius


Hallöchen ihr Lieben! Heute habe ich ein Interview für euch. Ich durfte die Autorin Liane Cornelius ausfragen und ich habe unheimlich interessante Antworten erhalten.


Was hat dich dazu bewogen, „Ich fühle so tief ich kann“ zu schreiben?

Zunächst, liebe Helen, meinen ganz herzlichen Dank dafür, dass du auf deinem interessanten
Blog den Themen „HSP“ und „Traumata“ Raum gewärst. Es betrifft ja viele Menschen.
Zu deiner Frage: Ich habe in meinem Leben so unglaubliche Erfahrungen gemacht, dass ich die Geschichte unbedingt aufschreiben musste.


Welche Dinge waren während des Schreibens schwierig für dich und was hat dir gefallen?

Fangen wir bei letzterem an: Ich brauchte mir über Plot und Chronologie kaum Gedanken zu
machen. Die Story ist ja authentisch, somit vom Ablauf her stimmig. Ein Vorteil, um den mich Autoren-Kollegen vielleicht beneiden.
Kopfzerbrechen bereitete es mir hingegen, meine Gefühle ständig in Worte fassen zu müssen.
Das war die größte Anstrengung. Du hast erst einmal selbst zu begreifen, was vorgeht, nur dann kannst du es anderen verständlich machen. Ich hoffe, es ist mir gelungen.


Wie hat es sich angefühlt, die erste gedruckte Ausgabe deines Buches in Händen zu halten?

Das war ein überwältigendes Gefühl. Schlagartig vorbei die Sorgen darüber, ob der Roman wohl
seine Leser finden wird. Er wird es. Das wurde mir in der Sekunde klar.
Mein „Vögelchen“ hat fliegen gelernt. Und nun erkundet es die Welt, singt sein schönstes Lied und lässt sich überall dort nieder, wo die Menschen genau diese Melodie schon lange in ihren Herzen
tragen..


War „Ich fühle so tief ich kann“ dein erstes Schreibprojekt oder hast du auch schon vorher
geschrieben?

Eigentlich habe ich schon immer geschrieben. Es fing an mit schönen Sprüchen, die ich für
Mitschüler, an deren Stelle, in die Poesie-Alben schreiben durfte. Sofern ihnen selbst nichts
einfiel. Und das war oft bei Jungen der Fall..
Später folgten dann Tagebücher, Gedichte, Kurzgeschichten. Aber dieses ist meine erste Veröffentlichung.


Was heißt es genau, ein Trauma zu haben? Wie gehen Betroffene damit um?

Ein Trauma ist ein unvorhersehbar eintretendes, zutiefst erschütterndes Ereignis. Das kann durch  äußere Einflüsse ausgelöst werden – ich denke an einen Unfall, einen Terror-Anschlag, starke
Schmerzen bei der Zahnarztbehandlung, durch eine Geburt. Aber auch durch innere Vorgänge
kann so eine seelische Verwundung entstehen. Wenn ein Kind beispielsweise spürt, dass es
ungewollt und ungeliebt ist, weil es dementsprechend herzlos behandelt wird – ein perfekter
Nährboden. Entscheidend ist hierbei der Faktor der Ohnmacht. Du kannst nichts machen, um die Situation zu verhindern oder abzuändern.

 
Inwiefern beeinflussen die Traumata deiner Protagonisten ihre Leben?

Das Wichtigste, um ein Trauma überhaupt bewältigen zu können, ist das bewusste Wahrnehmen
solcher belastenden Ereignisse und die Bereitschaft, ganz genau hin zu fühlen.
Einige meiner Protagonisten sind, wie du richtig erkannt hast, traumatisch belastet. Sie nehmen
diese Probleme überhaupt nicht zur Kenntnis, weigern sich, Empfindungen zuzulassen.
Ihr Leben haben sie um diese Problematik herumgebaut, entstandene Schäden ignoriert.
Wenn ein Gespräch unbequem zu werden droht – ausweichen. Wenn etwas schmerzhaft werden
könnte – zum Angriff über gehen. Um das „warum“ also konsequent einen Bogen schlagen.


In meiner Rezension habe ich kritisiert, dass Andreas und Lilly eine Beziehung aufbauen, auch
wenn beide zu dieser Zeit einen Partner haben. Was sagst du dazu?

Deine Einwände verstehe ich gut.
Als ich noch sehr jung war, besaß ich auch viele Ideale. Völlig normal. Doch je älter ich wurde
desto klarer musste ich erkennen, dass das Leben nicht immer den vorausgeplanten, geraden
Weg einschlägt. Eines Tages kommst du an eine Gabelung, an der du dich entscheiden musst:
Bleibe ich meinem Ideal nun um jeden Preis treu? Oder folge ich dem Aufruf meines Schicksals,
das mich mittels irgendwelcher psychischen Störungen dazu ermahnt, endlich Ordnung in eine unaufgeräumte Schublade zu bringen? Dann wird ein Kompromiss notwendig. Ungeachtet aller Konsequenzen.
Ich habe die (für mich) richtige Entscheidung getroffen. Weder Toni noch ich haben sie je bereut.


Andreas ist ein wahnsinnig komplexer Charakter, aber wie ich in meiner Rezension erwähnt habe,
hatte ich so meine Probleme, Verständnis für ihn und seine Verhaltensweisen aufzubringen. Wieso
fühlt sich Lilly so zu ihm hingezogen, trotz allem?

Ich sah ihn, seine Unfähigkeit, bewusst Gefühle zu empfinden, und erkannte viele Muster wieder, die mir von meiner Kindheit her vertraut waren. Wir sind absolut gegensätzlich. Bekanntlich liegt darin ein Punkt gewaltiger Anziehungskraft. Aber wir sind auch an vielen Ecken deckungsgleich. Das war mir oft unheimlich. Besonders als ich entdeckte, dass ich die gleichen besonderen Fähigkeiten hatte wie er. Da habe mich in die Katakomben seiner Seele begeben – und begegnete am Ende mir selbst.


Du hast HSP, du bist also eine hochsensible Persönlichkeit. Kannst du erklären, was das bedeutet
und wie sich das auf deinen Alltag auswirkt?

Also – HSP ist keine Erkrankung, sondern ein Persönlichkeitsmerkmal. Somit gibt es auch keine
Symptome, sondern lediglich übersteigerte Empfindungen. Immerhin sollen 15 Prozent der
Menschen so geartet sein. Das finde ich sehr, sehr viel. Und einige leiden furchtbar, weil sie nicht
wissen, was mit ihnen los ist.
Wenn das Wahrnehmungsvermögen extrem ausgeprägt ist, kann sich das beim Hören, Riechen,
schmecken usw. bemerkbar machen. Auch emotional nehmen einige Betroffene verstärkt wahr. Das variiert stark. Nicht jeder weist alle Merkmale auf. Und unterschiedlich stark können diese dann  ausgeprägt sein.
Mich nervt besonders meine extreme Geräusch-Empfindlichkeit.
Wenn mein Mann und ich einen schönen Naturfilm sehen - herrliche Landschaft, ergreifende
Musik – und – päng – schlägt die Werbung zu. Urplötzlich werde ich aggressiv. Es ist
dann wirklich notwendig, umgehend die Mute-Taste zu betätigen. Die Lautstärke und die
aggresive Form der Werbung springen mich regelrecht an. Und mein Verhalten spiegelt das
sofort wider.


 Gibt es solche Verbindungen, wie sie zwischen Lilly und Andreas entstanden ist, tatsächlich?

Ja. Genau so hat es sich zugetragen. Genau so habe ich alles empfunden.


Wenn ihr noch mehr über Liane Cornelius und ihr Buch erfahren wollt, schaut gerne auf ihrer Website vorbei: https://www.liane-cornelius.de/.



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